Carsten entdeckte in Mai in einem Friedrichshagener
Reisebüro wieder mal ein recht günstiges Angebot.
Im Juni 2004 eine Woche nach Ägypten. Flug, 1 Woche Übernachtung mit HP
für 291€ pro Person. Kurzer Schnack mit pritty und die Sache war
gebucht. Es ging mit AIR BERLIN los und nach gut 5 Stunden
landeten wir in Hurghada. Dort ging es mit etwas bibbern durch den Zoll. Pritty
hatte nämlich in Schönefeld den Duty-Free von allen ihren "Caprice"-Zigaretten
leer
gekauft. 5 1/2 Stangen und eine Stange pro Person war gestattet. Gott sei Dank, interessierte das die
ägyptischen Zöllner nicht weiter. Ein Transferbus brachte uns dann in das, von dem
Reisebüro fälschlicher Weise, als rollstuhlgerecht ausgesuchte Hotel
"Hilton Resort". Wenigstens Rollstuhl"freundlich" wäre ja für den Preis noch
akzeptabel, aber mit der Ankunft ging eine Tortour los. Es begann
mit 3 Stufen um in die Lobby zu kommen, der Speisesaal
befand sich im 1.Stock und war nur über eine bestimmt 25stufige Treppe
erreichbar. Das war ja um 23:00 sowieso nicht mehr relevant für uns, aber es
ging ja noch nett weiter. Alle Zimmer im Haupthaus waren in den nur über Treppen
erreichbaren Obergeschossen, besonders toll für zwei Rollstuhlfahrer - -
Aufzüge (Lifte) - - was sollen das denn für Fremdwörter sein ?? Kann man so etwas
von einem **** Sterne Hilton erwarten?
Es ging also mit der
Suche nach einem Zimmer für uns weiter. Nach einigem hin und her fand sich dann
ein Kabuff das wir, wenn auch
nur mit Hilfe und sehr kompliziert erreichen konnten. Mittlerweile
war es 01:30 und pritty war mehr als nur noch einfach müde.
Undenkbar für eine ganze Woche ständig auf die Hilfe des Hotelpersonal
angewiesen zu sein. Das Zimmer war zwar im für uns
erreichbaren Erdgeschoss, aber der Weg dahin: "Aus dem Hotel raus über die holprige
Küstenhauptstrasse, 4 Stufen hoch,
um die Häuser schleichen
und noch 3 weitere
Stufen
hoch um auf Zimmerebene zu kommen. Es sollte uns zwar Tag und Nacht
Hotelpersonal zur Verfügung gestellt werden, aber das sollte Urlaub sein???
Völlig unakzeptabel für uns, ständig auf Hilfe anderer angewiesen
sein zu müssen. Naja, um die Uhrzeit nahmen wir das für diese Nacht
einfach mal hin.
Am nächsten Tag, nach einem sehr guten
und reichhaltigen Frühstück im extra nur uns alleine geöffneten "Ala Card Restaurant",
ging pritty's Gezeter mit der Hotelleitung los. Fazit: "Es hieß somit also
wieder mal umziehen." Also fing die Suche nach einem anderen Hotel an. Sehr viele
rollstuhlgerechte Hotels gibt es nun mal nicht, schon gar nicht in der Wüste.
Carsten fuhr erst mal mit der Reiseleiterin herum, um zu schauen, ob wir in
einem
ausgesuchten Objekt klar kommen. Er fand dann, nach etwas längerer Suche, das Hotel "Dessert Rose".
Es kostete uns zwar
einen Upgrade von 76€ pro Person, aber dafür konnte jetzt der Urlaub beginnen. Wir nahmen
uns sowieso sofort vor, dass wir das Upgrade in Berlin von unserem Reisebüro
zurückzuholen, denn uns war ein rollstuhlgerechtes Quartier zugesichert.
Das ägyptische Hotelpersonal war so
zuvorkommend, hilfsbereit und freundlich und das ohne
jegliche Gegenleistungen zu erwarten oder anzunehmen. Das obligatorische
Trinkgeld wurde teilweise sogar verweigert.
Durch das ganze umziehen hatten wir bereits 2 von nur 7 Tage verloren. Der 3.Tag
verlief wie der Nachmittag des zweiten. Pritty aalte sich in der für sie
herrlichen Sonne und "hüpfte" bei gut 40° im Schatten sogar ein paar mal in einen der drei
sauberen Pools, in dem sie noch auf dem funktionstüchtigen Bein hüpfen konnte.
Carsten hingegen saß im Schatten und machte seine ersten Schwimm -
Erfahrungen nach der Amputation und es klappte reibungslos.
Der obligatorische Internetcafebesuch war direkt auf dem Hotelgelände. Am
4.Tag fand ein Ausflug in einem nicht sehr komfortablen Jeep statt. Er ging durch die Wüste zu einem schon "sehr sesshaft"
gewordenen,
wahrscheinlich nur noch als Touristenfalle dienendem Beduinendorf.
Dort kreiste dann erst mal die Shisha (Wasserpfeife) und dazu gab es einen
kühlen Tee, für alle außer pritty. Pritty trinkt so gut wie nie Tee, weil ihr
rechter Arm im Wachkoma im Urban-Krankenhaus mit fast kochendem "TEE" verbrüht
wurde. Dieses hat bei ihr eine Abscheu dagegen ausgebildet. Abends sollte man dann zum Sonnenuntergang einen nahen
Berg erklimmen. Das haben wir aber als Rollstuhlbenutzer dann doch lieber gelassen.
Danach war dann die gemeinschaftliche Abfütterung. Die Abende verbrachten wir
mit fernsehen der vorhandenen deutschen Kanäle.
Im noch
verbleibenden Urlaub unternahmen wir Tages- oder Halbtagesausflüge nach Hurghada
und Umgebung mit einem zu dem zum Hotel gehörenden Busfahrer, der uns zwischen Hotel und Hurghada transportierte.
Am 6.Tag waren
wir am Aquarium und anschließend im dazugehörigen Restaurant. Wir haben dort mit
"unserem" Fahrer,
als Dankeschön für die erbrachten Sonderleistungen, ganz gut und relativ
preiswert gegessen und haben nett geplauscht.
Pritty
war ganz Happy, das sie in der relativ kurzen Zeit noch so braun geworden
ist.
Wieder in Berlin bekamen wir von dem Reisebüro in dem wir gebucht hatten 150€ zurück.